Gastbeitrag: Offener Brief des Architekten Harald Jochums an Falko Droßmann vom 12.11.14

Betr.: “Elisa”, Hamburg-Hamm / Vertreibung – Abriß – Neubau / Fakten, Fakten, Fakten

Sehr geehrter Herr Droßmann,
in einem Video vom NDR sind Sie mit folgender Aussage zu obengenanntem Vorhaben zu sehen und zu hören, bei dem mir Hören und Sehen fast vergangen sind (O-Ton):
“Die Situation ist schon grotesk: Hier versucht eine Clique von Professoren einen familiengerechten, barrierearmen Backsteinneubau zu verhindern, der 100% geförderte Wohnungen haben wird.” (1)
Eine Genossenschaft aus einer Rotte von SPD-Genossen (um in Ihrem Jargong zu bleiben) und dem genossenschaftlich organisierten Eigentümer VHW wollen hingegen die Wohnungen entmietern, das ehrwürdige Gebäude abreißen und neu bauen, der Entwurf hierzu mit “Fritz-Schumacher-light” hundertprozentig gut beschrieben werden kann. -
Das zu den Fakten. – Ich wage aber zu bezweifeln, daß in der “Elisa” nur Professoren/innen wohnen bzw. in der BI mitmachen. -

Zu den Fakten gehört jedoch auch das erklärte Ziel der VHW als Eigentümer, das dem Abriß komplett widerspricht:

“Modernisierungen und Instandhaltung genießen bei uns einen besonderen Stellenwert, denn unser Ziel ist es, unseren Mitgliedern dauerhaft qualitativ hochwertigen Wohnraum anbieten zu können.” (2)

Auf Ihrer Heimseite stehen sogar noch mehr Menschen im Mittelpunkt: “Im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen die Menschen in unseren Stadtteilen, Quartieren und guten Nachbarschaften.” (3)

Und noch ein Fakt: “Heimat im Quartier” (4) heißt ein Programm Ihrer NRW-Genossen, darin zu lesen ist, daß man alte Menschen nicht aus ihrem Quartier vertreiben soll. Abgesehen davon, daß sich Ihre Genossen selber nicht daran halten, finde ich den Gedanken bestechend, wenn auch selbstverständlich.

Weitere Fakten:

  • Barrierefreie Wohnungen sind an keinen Standort gebunden, können folglich fast überall gebaut werden. Das ist also kein Argument für “Elisa II”. -
  • Gerade Altbauten können mit einfachen Mitteln barrierefrei umgestaltet werden. -
  • Um Häuser zu bauen, brauchen wir u.a. Baumaterialien und Energie. Die “vernichte” ich mit jedem Abriß – von dem menschlichen, städtischen, kulturellen Wert und der Respektlosigkeit gegenüber den Erbauern mal ganz abgesehen. -
  • Darüberhinaus kostet jeder Abriß Geld, der den Neubau verteuern muß. -
  • Nur in Einzelfällen ist die Bausubstanz so geschädigt, daß wir sie abreißen müssen, in allen anderen Fällen ist eine Renovierung/Sanierung preiswerter. -

Fazit: Ihre eingangs zitierte Aussage ist in allen Belangen falsch bis demagogisch und ein gutes Beispiel, wie real existierende (Partei-) Politiker/innen überwiegend denken und sprechen. -
Mit faktenreichem Gruß aus dem Ruß
JO.
(parteien- und ideologienlos)

Harald Jochums / u.a. Architekt für Ökologisches Bauen / Turmstraße 12 / 47229 Duisburg-Rheinhausen

Links, aus denen ich zitiert habe:

(1) http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/Hamm-Der-Kampf-um-ein-Backsteingebaeude,hamj36972.html

(2) http://www.vhw-hamburg.de/vhw/pages/content/reg1/nav1_00/nav1_00.php?s=1
(3) http://www.falko-drossmann.de

(4) https://mail.google.com/mail/?tab=wm#search/heimat+im+quartier/142e25a6ea3dcef5
Ursprüngliche Seite nicht mehr verfügbar, weil gehackt, wie mir der Organisator mitgeteilt hat (ich war’s nicht): www.heimat-im-quartier.de

Zinkhüttenplatz, Demo 1

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Eine Antwort auf Gastbeitrag: Offener Brief des Architekten Harald Jochums an Falko Droßmann vom 12.11.14

  1. Sandra sagt:

    In dem Morgenpost Artikel redet der SPD-Mitte Chef Droßmann noch anders und stellt Bedingungen zu ortsnaher Unterbringung (Umkreis 1000Meter), Fassadenerhalt, eine angeblich nicht erhöhte Miete (seine Berechnung geht aber absurderweise von 3 Euro/qm Ersparnis durch simple Dämmung aus – ein Wert der nirgendwo erreicht wird), Mietpreisbindung von 15 Jahren und unbedingtes Rückkehrrecht, Weiterhin schließt er deutlich eine Modernisierungsoption des bestehenden Gebäudes mit ein. In den Gebäuden sind viele der nicht offiziell verzeichneten Modernisierungen schon von den Mietern vorgenommen worden, ein größerer Teil, das weiß auch Herr Droßmann, der Modernisierung wären Sanierungsarbeiten, die ohnehin anständen.
    Herr Droßmann kann sich also gut, gern und zu Recht zu den Menschen zählen, die an diesem Ort gern das sähen, was die Mieter und Mieterinnen einfordern.
    Warum sich Herr Droßmann hier augenscheinlich gegen die ausgewiesene Politik seines Parteigenossens und Bezirksamtsleiter Grote stellen will, der nach eigenen Aussagen einem Abriss des Komplexes nicht positiv gegenübersteht, muss offen bleiben.
    Sandra Schweninger, Hamburg
    http://www.mopo.de/politik/interview-mit-spd-chef-mitte-falko-drossmann—was-dort-geplant-ist–geht-so-nicht-,5067150,11028070.html

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