Elisa-Schützer sind an konstruktiver Regelung interessiert!

In den letzten Tagen ist uns als Mietervertreter/innen wiederholt von dem von der VHW beauftragten Rechtsanwalt und CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Hamann  vorgeworfen worden, gegen die Interessen der Genossenschaft zu agieren.
Dies ist jedoch nicht der Fall: Wir sind nach wie vor an einer sachlichen Diskussion und einer einvernehmlichen, betriebswirtschaftlich, sozial und kulturell überzeugenden Regelung interessiert.
Das von der vhw erstrittene erstinstanzliche Räumungsurteil trägt nicht zu einer Entspannung der Situation bei. Im Gegenteil sorgt es gerade in unserer Umgebung  bei vielen Mietern, nicht nur denjenigen der vhw, für Unruhe: Es ermöglicht einem Vermieter augenfällig leicht, sog. Verwertungskündigungen erfolgreich auszusprechen, besonders in Hamm-Nord, wo viele Nachkriegsgebäude sich nicht auf dem neuesten technischen Stand befinden.
Zum Zustand des Gebäudes ELISA haben hingegen die Experten des Denkmalrats bei der Kulturbehörde noch im Mai 2014 bemerkt:

„Die Anlage befindet sich in einem ihrem Alter entsprechend guten Erhaltungszustand. Die vorhandenen Schäden sind überwiegend durch Vernachlässigung und mangelnde Pflege in den letzten Jahren entstanden…
Ein Gutachten der Architekten Dittert und Reumschüssel hat ergeben, dass die Gebäude mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln sanierbar sind. Derzeit befinden sich in der Anlage 122 Wohnungen, die bei Bedarf zu größeren Einheiten zusammengeschlossen werden und heutigen Wohnansprüchen an Größe und Ausstattung zeitgemäß angepasst werden können. Ausbaureserven in den bisher nicht ausgebauten Dachgeschossen sind vorhanden. Durch den geplanten Neubau wird an diesem Standort weder zusätzliche Wohnfläche noch eine größere Anzahl an Wohneinheiten erreicht…
Der Denkmalrat teilt die Einschätzung der gutachtenden Architekten, dass die Gebäude mit angemessenen Mitteln sanierbar sind und befürchtet eine Kettenwirkung, die ein Abriss dieser Gebäude auslösen würde …“(1)

Die hier zu Wort kommenden Sachverständigen – vermutlich die renommiertesten in Hamburg überhaupt (2) – stehen in keinerlei wirtschaftlicher Beziehung zur VHW oder umgekehrt zur Mieterinitiative.  Es gibt deshalb keinen Grund, ihnen  zu misstrauen.
Immerhin scheint sichergestellt, dass das Gebäude nicht  an einen kommerziellen Investor verkauft werden soll; wir begrüßen dies nachdrücklich.
Jedoch spricht nichts dagegen, das Gebäude an eine alternative, nichtkommerziell ausgerichtete Genossenschaft nach Abschluss aller Gründungsformalitäten zu übereignen. Die ausgezogenen Mieter könnten dann sämtlich auf Wunsch in ihre Wohnungen zurückkehren.

Vernünftig wäre natürlich auch, wenn sich der Vorstand der VHW doch noch zu einer Kursänderung entschließen sollte, d. h. sich gemeinsam mit uns für die Unterschutzstellung gegenüber dem Denkmalschutzamt engagieren und eine Sanierung veranlassen würden.
Unverständlicher Weise werden zwar z. Zt. vom SPD-Senat sog. Ersatzneubauten ca. siebenfach so intensiv gefördert wie Sanierungsmaßnahmen. Im Falle ELISA könnten jedoch bei einem ausgesprochenen Denkmalschutz verschiedenste andere Fördergelder (Stiftungen, Bundesmittel, eine höhere Förderung durch die IFB  u. dergl.) in Anspruch genommen werden. Zudem wäre, wie von der Fritz-Schumacher-Gesellschaft gefordert, eine Sonderlösung denkbar, denn das Gebäude verkörpert ein bedeutendes Stück sozialer Baugeschichte der 20er/30er Jahre.
Bei dieser Lösung würden dann nicht lediglich 101 Wohnungen entstehen, sondern alle 122 Wohnungen könnten erhalten bleiben: Es wäre doch der Idealfall, wenn nicht nur ca. 50 Genossen eine Rückkehr ermöglicht werden würde, sondern allen vormaligen Mietern. Diesen Idealfall sollten wir konstruktiv und einvernehmlich anstreben!

Sabine Cirsovius        Corinna Gülzow        Simon Raabe                Thomas Cirsovius
(1) Hervorhebung von uns
(2) Prof. Dr. Lisa Kosok, Dr. Jürgen Tietz, Dr. Sylvia Necker, Dr. Verena Herfort, Manfred Mahr, Dipl.-Ing. Johann-C. Kottmeier, Dipl.-Ing. Elinor Schües, Dr.-Ing. Joachim Schnitter, Dipl.-Ing. Mathias Hein, Dipl.-Soz. Margit Bonacker, Jan Simonsen, Georg Manfred Vogler. Gleichfalls haben sich die Fritz-Schumacher-Gesellschaft, die Gustav-Oelsner-Gesellschaft, der Denkmalverein  Hamburg , die Hamburgische Architektenkammer sowie auch der Hamburger Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter für den Erhalt des Gebäudes ausgesprochen, der Denkmal-Gutachter Dr. Geerd Dahms bestätigte gutachterlich den Denkmalwert.

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