Erhalt der Backstein-Quartiere wie auch von „ELISA“

Schon seit einigen Jahren machen Architekten, Denkmalschützer wie auch Bürger sich Sorgen um Hamburgs „rotes“ baukulturelles Erbe.

Seit einigen Jahren verschwinden durch die energetische Fassadendämmung zum Teil ganze charaktertypische Straßenzüge. Manches Mal mitsamt der kleinen typische ummauerten Vorgärten.
In wenigen Fällen bleibt der „echte Stein- und Arbeiterquartier-Charakter“ erhalten, der jahrzehntelang Hamburg ein typisches Gesicht gab.

Bei uns in Hamm-Nord sind gerade um das Elisabethgehölz einige dieser Auswüchse zu sehen. Angefangen von mediteran anmutenden, lachsfarben verputzten Wohnblöcken, bis zu den zwei durch die vhw sanierten Blöcken in direkter Nachbarschaft zu „ELISA“ zwischen Chapeaurouge- und Curtiusweg.
Hier fallen die Blöcke der vhw durch farblich kitschig und unecht wirkende Steinimmitate wie auch playmobilartige gelbe Plastikbalkone auf.

Da wir die Dämmungen in unserer direkter Nachbarschaft seit Jahren beobachten, haben wir die vhw schon vor Jahren an die Fritz-Schumacher-Gesellschaft verwiesen, die energetische Sanierungen bei besonderen Backsteinbauten auch beratend begleiten würde.
Es hieß häufig, gerade wegen der aufwendigen Fassade mit Erkern (Am Elisabethgehölz) und anderen besonderen Balkonen (Chapeaurougeweg) würde die Genossenschaft noch überlegen, wie die energetische Dämmung zu lösen sei.

Nun wissen wir es: Die Lösung heißt Abriss. Wenn es nach der vhw geht.

WIR FORDERN:

Lasst es nicht zu, das eine der interessantesten Backsteinfassaden aus der Fritz-Schumacher-Zeit in Hamm vernichtet wird.
ELISA ist eines der hübschesten Gesichter Hamms, lasst es uns erhalten.

Stand der Diskussion
Seit der vorangetriebenen energetischen Dämmung der roten Quartiere in Hamburg hat sich unser Stadtbild gewaltig und so schnell wie nie verändert. Um den Verlust der für Hamburg so typischen roten Fassaden zu stoppen, setzten sich u.a. die Fritz-Schumacher-Gesellschaft unter Prof. Burkhardt sowie verschiedenste Architekten und Institutionen ein.

“Der Ziegel ist das rote Gold des Bauens. Die von Fritz Schumacher erbauten Stadtteile sind für mich mindestens so wertvoll wie die weißen Quartiere von Berlin”, zitierte das Hamburger Abendblatt den Architekten Bernhard Winking im Zusammenhang mit der Veranstaltung „Stadtdialog“ im November 2010, wo die ersten Weichen zum Erhalt des Stadtbildes gestellt wurden.

HIERZU AKTUELL vom 20.09.11:

Die Pressestelle der Stadt HH verkündigt in einem Artikel vom 20.09.2011, 12:51 Uhr:

Das Bündis für das Wohnen in Hamburg
Senat und Wohnungswirtschaft unterzeichnen Vereinbarung für mehr Wohnungsbau

Zum Städtebau / Erhalt der Backsteinfassaden

“Der Erhalt der charakteristischen Backsteinfassaden Hamburgs ist gemeinsames Ziel der Bündnispartner. Die Wohnungsverbände, deren Unternehmen viele dieser stadtbildprägenden Backsteinbauten in ihren Beständen halten, bekennen sich zu ihrem Erhalt. Mögliche Maßnahmen zum Erhalt bei energetischen Sanierungen sollen immer auch sozial verträglich, städtebaulich angemessen und wirtschaftlich darstellbar sein.“<

Daher: Verhindert den Abriss von „ELISA“!

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2 Antworten auf Erhalt der Backstein-Quartiere wie auch von „ELISA“

  1. Elke Sommerfeld sagt:

    Drei (und mehr) Aspekte gäbe es zu kommentieren. Den der Baukultur, den der Gentrifizierung und Segregation und den des Selbstverständnisses von Genossenschaften und Genossen. Ich beschränke mich ausdrücklich, ohne die anderen deshalb als weniger wichtig zu bewerten, auf Ersteren.

    Als Ur-Hamburgerin und Architektin sehe ich seit Jahren mit Schrecken, wie sich das Gesicht Hamburgs durch die Modernisierungswelle – provokant ausgedrückt: die allseits grassierende „Dämm-Wut“ – verändert, an vielen Stellen in eine Entstellung des „vertrauten“ Stadtbildes und den Verlust oft unscheinbarer, aber dennoch vorhandener alltäglicher Baukultur mündet. Betroffen sind davon nicht nur die anerkanntermaßen, im umfassenden Sinne baugeschichtlich, d.h. auch die für die Entstehung von Gebäude und Stadtstruktur bestimmenden politischen, gesellschaftlich-sozialen und ökonomischen Bedingungen einbeziehend, wertvollen Stadtquartiere und Bauten der zwanziger Jahre, sondern auch die der fünfziger und sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Ein relativ gesichertes Dasein führen – glücklicherweise – die Schaufassaden der gründerzeitlichen Quartiere.
    Klimaschutz und Ressourceneinsparung sind ohne Frage ein wichtiges Ziel, so sie denn Motivation gesetzgeberischer sowie öffentlicher / privater baulicher Maßnahmen sind und im Gegenzug nicht durch ein Mehr an durch diese Einsparungen finanzierbaren Ressourcenverbräuchen unserer auf Wachstum ausgerichteten Gesellschaft in einer Gesamtbilanz ad absurdum geführt werden. Auch veränderten Wohnbedürfnissen und dem Wunsch nach mehr Komfort darf Tribut gezahlt werden.
    Auf der anderen Seite steht aber ein, bis auf als denkmalwürdig erkannte und geschützte solitäre Sonderbauten, Wohngebäude und -quartiere, flächendeckend drohender Verlust an alltäglichem baukulturellen Erbe und – auf das Erleben des Bewohners bezogen: Verlust an Vertrautheit. Besonders bitter ist dies in Bezug auf die ungeschützten zerstörten oder trotz Schutz und bester Absicht entstellten Wohnbauten der Zwanziger. Aber auch in Bezug auf die bisher immer noch kaum als erhaltenswert betrachteten Bauten der Fünfziger und Sechziger trifft dies zu. Insbesondere für zahlreiche Gelbstein-Bauten der Nachkriegs-Moderne, aber auch die schlicht daher kommenden, ganze Stadtteile füllenden Rotstein-Bauten, die Hamburgs Gesicht über Jahrzehnte präg(t)en. Mit weniger oder mehr Detailreichtum, immer aber durch die Homogenität eines lebendigen, im Licht changierenden Materials stehen bzw. standen sie für ein geschlossenes, ruhiges, aber dennoch ansprechendes Stadtbild und dokumentierten baulich die Zeit und Gesellschaft des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders.

    Und nun lese ich, dass in dem in dieser Hinsicht aus meiner Sicht schon mehr als Genug gebeutelten Hamm-Nord dieses Schmuckstück zur Disposition steht! Sollte es zum Abriss kommen oder auch „nur“ zum „Einwickeln in WDVS“, wäre dies mehr als frevelhaft.
    Bleibt zu hoffen, dass sich die Eigentümerin vhw- und mit ihr alle Beteiligten – besinnt und nicht nur an den kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteil der Genossenschaft denkt, sondern auch ihre, als Eigentümerin einer solch schützenswerten Immobilie, durchaus vorhandene (bau-) kulturelle Verantwortung wahrnimmt.
    Bleibt darüber hinaus zu hoffen, dass der „Fall Elisa“ weit über Hamm hinaus Aufmerksamkeit erregt und zu einer breiten, kritischen Reflexion des „Dogmas“ Energieeinsparung im Bezug auf den Umgang mit mehr oder auf den ersten Blick vielleicht auch weniger schützenswerter Bausubstanz führt. Gute Beispiele gibt es ja durchaus.

    Und: „Weniger“ kann oft immer noch genug oder auch „mehr“ sein.

  2. Ömer Humbaraci sagt:

    “Die Bewohner von St. Pauli betrifft es genauso wie die im Karoviertel, in St. Georg und Ottensen. Wütend und hilflos müssen sie mit ansehen, wie Quartiere zu Szenevierteln mutieren, Mieten und Wohnungspreise steigen, die alteingesessene Bevölkerung wegzieht. Gentrifizierung nennt die Wissenschaft den Prozess, die Immobilienbranche spricht von Aufwertung, der Volksmund nennt es Yuppisierung.

    Die Viertel hoffen nun auf die Heilkraft des Instruments “Soziale Erhaltungsverordnung”. Die Genehmigungsverfahren stehen für mehrere Stadtteile vor dem Abschluss. “Damit haben wir ein wirksames Instrument in der Hand, um die Bevölkerung vor Luxusmodernisierung und nachfolgender Verdrängung zu schützen”, sagt Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD).”

    Hier weiter lesen:

    http://www.abendblatt.de/ratgeber/wohnen/article2089745/Fuer-den-Erhalt-
    des-urspruenglichen-Mieters.html

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